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Blog-Interview – Martin Haußmann – Visual Facilitator

Die meisten Menschen erleben irgendwann in Ihrem Leben Lampenfieber, wenn Sie vor anderen Menschen sprechen müssen. Oft ist es Angst. Angst sich vor anderen zu blamieren gehört auf die ersten Ränge. Für viele Redner spitzt sich das Ganze zu, wenn Sie versuch am Flipchart Ihre Gedanken dazustellen. Das Gute ist, mit der richtigen Technik und viel Übung lässt sich hier viel erreichen.

Gerade weil Visualierung am Flipchart und anderen analogen Präsentationsmedien jedoch so wichtig ist und die Verständlichkeit fördert, habe ich heute Martin Haussmann im Interview. Wir haben uns in Köln auf der Zukunft Personal 2010 persönlich kennengelernt.

 

Martin Haussmann ist Visual Faciltitator und assoziierter Partner der Organisationsberatung Kommunikationslotsen. Gemeinsam mit dem Kommunikationslotsen-Gründer Holger Scholz veröffentlichte er den Bikablo und Bikablo 2.0 – die Trainerwörterbücher der visuellen Sprache.

Im Interview wird er uns wichtige Fragen zum Thema „Visual Facilitation“ beantworten.

 

 

JTG: Guten Tag Martin Haussmann! Stellen Sie Ihre Firma Kommunikationslotsen meinen Lesern kurz vor.

Antwort MH: Die Kommunikationslotsen sind eine Organisationsberatung mit Sitz im Rheinland, die vor allem auf drei Feldern tätig ist: Facilitating Change (Begleitung von Veränderungsprozessen in Organisationen unter Einbeziehung des gesamten Systems), Grossgruppenarbeit (Grossgruppenkonferenzen mit speziellen beteiligungsorientierten Dialogmethoden) und Visual Facilitating (Einsatz der visuellen Sprache als Werkzeug für Dialog in Organisationen.)

JTG: Wie sind Sie auf die Idee gekommen Seminare zu geben, in denen Menschen lernen zu malen?

Antwort MH: Seit einigen Jahren bieten wir Lernworkshops an, in denen Trainer, Moderatoren, Coaches, Berater (und alle anderen, die mit Gruppen arbeiten), die von uns entwickelte visuelle Sprache (die „Bikablo-Technik“) für ihre eigene Arbeit zu lernen. Wir sprechen da auch lieber vom „visualisieren“ als vom „malen“, denn das Ganze hat nichts mit bildender Kunst zu tun. Sie benötigen dafür auch kein künstlerisches Talent, sondern nutzen eine wirkungsvolle Kommunikationstechnik, die man lernen kann wie eine Fremdsprache.

Unsere offenen Lernkworkshops (Basic und Advanced) finden bei Neuland in Eichenzell bei Fulda statt.  Mit Neuland zusammen haben wir übrigens auch die Bikablos und weitere „Dialogwerkzeuge“ entwickelt, die mit der visuellen Sprache arbeiten.

JTG: Was können Menschen als erstes tun, die mehr und langfristig auch besser in

Präsentationen visualisieren wollen und nicht nur auf Powerpoint setzen?

Antwort MH: Mein Tipp: Nehmen Sie einen schwarzen Filzstift, zeichnen Sie dieses Piktogramm ab: 

Dann machen Sie den Schatten mit einem hellen farbigen Stift. Wenn Sie das geschafft haben, können Sie visualisieren und haben schon ein Symbol für den Begriff „Team“ in Ihrer Bilderbibliothek. Wenn Sie Lust auf mehr davon haben, besuchen Sie unseren Worskhop J

JTG: Brauche ich besondere Stifte, um meine Flipcharts zu gestalten?

Antwort MH: Die Auswahl ist immer individuell. Unterschiedliche Menschen nutzen auch unterschiedliche Stifte. Wir arbeiten am liebsten mit den schwarzen „Outlinern“  und „BigOnes“  von Neuland, bei deren Entwicklung wir auch ein wenig mitgewirkt haben.

JTG: Wie muss ein Stift für Sie geschaffen sein, dass Sie damit zeichnen können?

Antwort MH: Ich als Linkshänder brauche eine runde Spitze. Ich benutze immer einen kleinen schwarzen für die Konturlinie und einen breiten farbigen für die Fläche oder Schattierung. Der schwarze Stift muß eine Tinte haben, die beim colorieren nicht verwischt. Und: der Stift muß nachfüllbar sein.

JTG:Visual Facilitation“ ist Ihr Stichwort , können Sie in ganz einfachen Worten beschreiben, was Sie darunter verstehen? Oder sagt ein Bild hier mehr als 1000 Worte?

Antwort MH: Ein Visual Facilitator macht Dialog sichtbar. Diese Technik wurde wie viele andere wertvolle Methoden in den 70er Jahren in den USA entwickelt. Wir tun das mit einer von uns eigens entwickelten Text-Bild-Sprache – live in Meetings, Präsentationen und Konferenzen oder für unterschiedlichste Medien der internen und externen Kommunikation.

Wichtig ist: Wenn wir von Visualisierung sprechen, meinen wir nicht „Bilder“ im herkömmlichen Sinne. Es sind eher Text-Bild-Kombinationen, die aus Schrift, grafischen Elementen, Bildsymbolen und Figuren bestehen.

Der Satz „Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“ ist verführerisch und missverständlich. Wir benutzen meist die Verbindung aus Text und Bild, um Bedeutung zu erzeugen und einen Unterschied zu machen. Manches lässt sich einfacher in Worten ausdrücken, anderes in Bildern, das meiste in einer Kombination aus beidem.

JTG: Beschreiben Sie bitte für meine Leser was der Begriff „Echtzeit-Protokolle“ bedeutet?

Antwort MH: Wir visualisieren live während Veranstaltungen (vom Teammeeting bis zur Großgruppenkonferenz) auf kleine (A3) bis ganz große Formate (1,5 x 10 Meter) und spiegeln der Gruppe damit ihren Dialog wieder. „Konferenzcomics“ sagen wir oft dazu, oder „Live-Grafik-Design“. Der offizielle Fachbegriff lautet „Graphic Recording“. Das macht den Teilnehmenden Spaß, würdigt Ihre Beiträge und schafft eine kompakte grafische Dokumentation, die auch Ergebnisse sichert.

JTG: Welchen Vorteil haben Firmen davon, wenn Ihre Mitarbeiter

Ihre interaktiven Präsentationen mit Figuren und Zeichnungen beleben?

Antwort MH: Wir bieten unseren Kunden einen visuellen Resonanzboden, um inhaltliche Beiträge zu wertschätzen, Zusammenhänge zu erkennen, Ideen zu generieren, Lösungen zu beschleunigen und weiter zu vermitteln. Visual Facilitating funktioniert, weil unsere „Text-Bilder“ direkter, nachhaltiger und strukturierender funktionieren als Worte allein. Und nicht zuletzt auch, weil die Arbeit mit Visualisierung Spaß macht. Uns, unseren Auftraggebern und den Menschen, mit denen sie zusammen arbeiten.

Meinen herzlichen Dank an Martin Haussmann.

Ich habe mich sehr gefreut, als Martin Haussmann Mitte Dezember meiner Bitte um ein Interview nachkam. Auch die Bilder, die er mir zur Verfügung stellte, sind einfach Klasse. Sicherlich ist „Visual Facilitation“ eine Technik, die sich erlernen läßt.  Früher habe ich meine Flipchart eher nebenbei visualisert. Seit dem ich Herrn Haussmann auf der Messe in Köln getroffen habe, ist mein Ehrgeiz geweckt. Immer bewußter setze ich nun Visualisierungen in meiner Flipchartgestaltung ein. Das empfehle ich auch anderen Menschen, die lebhaft präsentieren wollen. Für viele Menschen stellt sich immer wieder die Frage: Selbst zum Stift greifen oder Formvorlagen verwenden? Meistens habe ich dafür jedoch vorgefertigte Präsentationshilfen empfohlen und selbst eingesetzt. Ich bin überzeugt, hier lohnt es sich, neue Techniken zu erlernen.

Ich freue mich besonders, dass uns Herr Haussmann noch einen Leckerbissen zur Verfügung stellte.

Visualisierungsbeispiele

Danke für die Visualiserungsbeispielen, die uns anregen sollen, weiterzumachen. Ich danke dafür herzlich und freue mich am Thema dran zu bleiben. Ich freue mich auf Ihre Kommentare und Erfahrungen.

Wer neugierig auf mehr ist, Martin Haussmann gibt es auch in bewegten Bildern auf Youtube

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Judith Torma blogt seit 2007 hier auf dem Rhetorikblog. Als Tübinger Rhetorikerin unterrichtet sie seit 2003 Jahren Führungskräfte in mittelständischen Unternehmen. Hier auf dem Blog verschenkt Sie Rhetoriktipps und freut sich über den Dialog mit Ihren Lesern & Hörern.

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  1. Ein tolles Interview. Glückwunsch! 🙂
    Habe sofort das Piktogramm abgezeichnet. Ergebnis: Es hat super funktioniert.
    Studiere und probiere gerade die Visualisierungsbeispiele. Kann ich immer sehr gut gebrauchen.
    Übrigens: Wir veranstalten einen Inhouse-Workshop mit der Kommunikationslotsen-Trainerin Jessica-Ceren Meissner in Braunschweig und freuen uns noch auf 3-4 zusätzliche Teilnehmer/ -innen. Haben Sie Lust?

    Mehr Informationen finden Sie hier:
    http://www.apprenti-podblog.de/2010/12/zeichenworkshop-fur-trainer-mit-den-kommunikationslotsen-visual-facilitating-workshop-mehr-als-nur-schone-flipcharts/

    Viele Grüße und bis bald
    Sandra Dirks

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