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Juli 13, 2010

Der erste Eindruck zählt, der Letzte bleibt – Günther Netzer geht! Welcher Eindruck bleibt?

Die ARD verkündet – Günther Netzer geht – Scholl kommt.

„Der erste Eindruck zählt, aber der Letzte bleibt!“ Welcher Eindruck bleibt von Günter Netzer?

Wer in die Öffentlichkeit geht, setzt sich der Kritik aus

Das in der Öffentlichkeit stehende Personen schnell in die Kritik geraten, ist Günther Netzer wohl seit Langem bewusst gewesen. In einem älteren Spiegelinterview spricht er sehr freizügig über seine Rolle in und mit den Medien. Auch der Schritt als Kommentator zu arbeiten, wird hier beleuchtet.

Was mir bisher nicht bewusst war, das sei der Tatsach geschuldet, dass Fußball nicht mein Leben bestimmt, ist, das Netzer sehr bewusst in die Medien ging und sich dort behauptet. Sein Auftreten in der ARD als Fußball-Experte, spiegelt das so gar nicht wieder. Ich schreibe davon warum er nicht so sehr ankommt.

 

Twitter zerfleischt Netzer bei der WM 2010

Während der Übertragungen der deutschen Spiele liefen unzählige Kommentare zu Netzer und Delling über das Twitterland. Aus meiner Sicht waren die meisten Kommentare negativ und ließen kein gutes Haar an Netzer.

Bemängelt werden:

  • die Frisur
  • das er nicht lacht
  • zu lange verschachtelte Sätze
  • langsame Sprechweise
  • wenig Humor
  • harsche Kritik am Team
  • per Sie mit langjährigem Gesprächspartner
  • steif und verschlossen

Alles in allem wohl etwas sehr bieder und einer Zeit verhaftet, die viele Twitterleser und Schreiber nur aus Erzählungen kennen. Halt eine Legende, die erzählt.

Moderene Medien und Zuhörer verlangen nach mehr

In einer Zeit von BigBrother und schnelllebigen Klips erwarten die meisten Zuschauer jedoch etwas fetziges, modernes und vor allem schnelles.

Nun das bietet Günter Netzer mit Sicherheit nicht. Dennoch, in seltenen Moment zeigt uns Günter Netzer ein ganz anderes Gesicht, eine Lockerheit und Freude am Kommentar, die vielen oft fehlt.

Verlorene Wette aus  „Wetten dass..“ Hier löst Günter Netzer seinen Wetteinsatz ein

Eine von Herzen kommende Emotion, wenn es um die Vuvuzelas geht!

Im Spielgelinterview bestättigt Netzer, dass er sich vor den Kameras unwohl fühlt:

SPIEGEL ONLINE: Im Gespräch mit Ihrem Sparrings-Partner Gerhard Delling wirken Sie oft spröde und verschlossen, zum Teil sogar etwas gehemmt. Ist das der echte Netzer?

Netzer: Das haben Sie richtig beobachtet. Ich verstelle mich nicht, ich spiele keine Rolle. Ich kann nur so sein, wie ich bin. Das Medium Fernsehen hatte für mich vor allem in der Anfangszeit auch etwas Unheimliches. Ich hatte großen Respekt vor der Kamera. Das zu sagen, was ich sagen wollte, erforderte schon all meine Konzentration, zu einer bewussten Mimik oder Gestik war ich überhaupt nicht in der Lage. Die Leute auf der Straße haben gesagt: „Herr Netzer, lachen Sie doch mal!“ Mir ist gar nicht aufgefallen, dass ich im Fernsehen nie lache. Ich konnte dort sprechen, wie ich sonst spreche, wirkte aber wie ein spröder, unlustiger Mensch.

Vielleicht wäre eine Zusammenarbeit mit einem Radio dann der bessere Weg gewesen? Wer die Kamera nicht mag, wird auch nicht mit ihr spielen. Ich denke, dass die Konzentation auf das „Was“ hier das „Wie“, weil Angst vor dem „Wie“ eindeutig übertrumpft.

Alternative Vorgehensweise

Ich empfinde es als sehr bedauerlich, dass weder eine Größe wie Netzer noch die ARD den mutigen Schritt gingen, sich dem Problem „Stage fright“ oder Lampenfieber  zu stellen.  Wikipedia gibt einen ersten Eindruck, was die Gründe für Lampenfieber sind. Die deutsche Übersetzung mit Lampenfieber liegt neben des Puddelskern. Es ist mehr als nur Lampenfieber.

Die alternative Vorgehensweise, sieht so aus, dass der Umgang mit der Kamera und den Geschehnissen trainert wird. Jeder angehende TV Journalist durchläuft dieses Training. Sportskanonen aber, von denen wird erwartet, dass sie sofort und von sich selbst aus mit der Kamera und allen Konsequenzen umgehen können. Falsch gedacht. Hier wäre und in vielen anderen Fällen ist, es angebracht Co-Kommentatoren zu schulen und sie auf die die Aufgabe eines Kommentators vorzubereiten.

Armutszeugnis für ARD & Co.

Günter Netzer ist nur eine Beispiel, auch Jürgen Klinsmann stände eine Medientraining gut. Die Zielgruppe und das Medium, mit dem sich sportliche Kommentaren messen müssen, ist komplett anders aufgestellt als die Ansage vor Interview Kameras direkt nach dem Spiel oder in Pressekonferenzen.

Für mich stellt sich ARD & Co. ein Armutszeugnis aus, wenn Sie anerkannte Sportler ohne Vorbereitung oder zu mindest mit nicht sichtbarer Medienkompetenz Millionen von Zuschauen zu muten.

Positive Beispiele sind hier geradezu Boris Becker und Olver Kahn – vor Ihrer Medienlaufbahn einfach nur zum weghören – dann aber fast ein Ohrenschmaus.

Vorher:

Nacher:

Becker Vorher

Leider habe ich keine älteren Interviews von Becker im Internet gefunden, da hat wohl jemand sehr gut aufgeräumt. Wer ältere Videos hat, kann diese hier gern im Kommentar nachreichen.

Becker Nacher:

Es lohnt sich, an seinem Auftritt vor Medien zu üben, nicht nur als Sportskanone.

Für mich bleibt eine letzter Eindruck von Günter Netzer, das sich einbrennt:

  • falsche Zeit im TV
  • Rheinländer sprechen nicht schnell genug fürs TV
  • Analysen fesseln weniger als Kommentare
  • auch ein „Sie“ kann über Jahre bestehen bleiben
  • das Äußere wird noch immer mehr wahrgenommen als das Wort
  • ängstliche Körpersprache und eine Gefühl von „ich gehör hier nicht her“
  • Kontrolle führt nicht immer zum Sieg
  • wir können nicht alles kontrollieren und dabei locker bleiben
  • für viele ist es ein Abschied, der zu spät kommt

Weitere Blogbeiträge, die sich mit Netzer beschäftigen:

http://kreuzwortfeuer.wordpress.com/2010/06/25/not-gegen-elend/

Günter Netzer verabschiedet sich als Fußball-Kommentator .

Günter Netzer verabschiedet sich als Fußball-Kommentator | De Re

Die 10 absoluten Highlights im Leben des Günter Netzer von Volker .

Duell am Donnerstag: Medien

Expertengespräch: Es lebe Günter Netzer! – YiGG.de

Meedia: Warum Oli Kahn der beste neue Netzer is

 

 

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Rednermacherin - Judith Torma


Judith Torma blogt seit 2007 hier auf dem Rhetorikblog. Als Tübinger Rhetorikerin unterrichtet sie seit 2003 Jahren Führungskräfte in mittelständischen Unternehmen. Hier auf dem Blog verschenkt Sie Rhetoriktipps und freut sich über den Dialog mit Ihren Lesern & Hörern.

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  1. Also ich muss sagen, dass ich es begrüße, dass er aufhört. Irgendwann, ist jede zeit mal abgelaufen und ohne es böse zu meinen, bei ihm ist das meiner Meinung nach so. Für mich passte er einfach nicht ins Format und auch der Herr xxx – dessen Name mir gerade nicht einfällt, der mit ihm zusammen moderiert hat, passt nicht in das Format Sportanalye, wie die ARD es gezeigt hat, er hatte es sicher manchmal sehr schwer mit Herrn Netzer. Und ob es schön sein mag, sich jedes Mal einen Gesprächskampf zu erzwingen wobei tausend Leute noch zusehen müssen? Andererseits halte ich die ARD grundsätzlich für sehr konservativ – dann finde ich, passen die beiden wieder voll ins Programm. Als Zuschauer weiß man ja, was man lieber sieht, ich würde da immer das ZDF bevorzugen, allerdings ist es auch da sehr zu bedauern, dass Jürgen Klopp zu RTL abgewandert ist und stattdessen diese nichtssagende Sportmoderatorin und ein schnarchig redender O. Kahn vor der Kamera standen. Ist eben alles irgendwie nur Geschmackssache.

  2. In der Tat 😉 es sind konservative Lösungen, die ARD und ZDF anbieten, trotzdem sollte eine geweisse Medienkompetenz mitkommen. Leider bei allen Konzepten wenig ausgereift. Schade! Danke für deinen Kommentar Cati

  3. Günther Netzer und Gerhard Delling waren ein großartiges Moderatoren-Paar! Die Sticheleien zwischen den beiden hatten Biss, ihr Auftritt Spannung. Was für ein Unterschied, was für eine Wohltat in der glattgebügelten TV-Landschaft, die Ecken und Kanten ängstlich umschifft! Mir hat es leid getan, dass Netzer aufgehört hat. Ja, er war unverbildet und manchmal unbeholfen. Das war ja gerade das Gute. Ihm habe ich jedes Wort geglaubt.

    Wie anders Judith Rakers: eine schöne Frau, blond, feine Gesichtszüge. Ihre TV-Auftritte sind perfekt. Allerdings ist sie mir erst kürzlich bewusst geworden. Seit 2005 moderiert sie die Tagesschau, die ich mir mehrfach wöchentlich ansehe. So viel Perfektion rutscht bei mir jedoch einfach durch. Ich habe sie nicht gesehen.

    Unser neuer Bundespräsident Gauck hat viel Lob dafür bekommen, dass er in Sätzen spricht, die etwas bedeuten. Der Aufschwung der Piraten-Partei wird wesentlich der Tatsache zugeschrieben, dass sie etwas sagen, wenn sie eine Meinung haben, und schweigen, wenn nicht. Sind die merkwürdig gewandten Typen im Sinne der Medienwirksamkeit perfekt? – Sicher nicht, aber genau deshalb machen sie den übrigen Parteien gerade das Leben so schwer.

    Liebe Frau Torma. ich halte die Netzer-Fahne im direkten wie übertragenen Sinne hoch und versteige mich zu einer Gegenthese: Zu viel Perfektion bedeutet zu viel Anpassung und die führt zur Austauschbarkeit. Die Leute hungern aber nach Typen und Meinungen. Ich glaube, dass Profil im Kommen ist.

  4. Liebe Frau Boll,

    ich freue mich über Ihren Kommentar. Ja Menschen mit Profil wollen viele Menschen sehen, ich auch. Die Frage für den Ausgangsartikel war für mich eher, ob Günther Netzer sich in seiner Rolle noch wohlfühlt?

    Seine Körpersprache zeigte mir deutlich und sehr häufig, dass dies der falsche Ort für seine Informationen waren. Unser heutiges TV hat sich so auf mainstream und „ich muss doch allen gefallen“ entwickelt, dass wir immer weniger Menschen mit Profil erleben, die Ecken und Kanten haben. Im Privatfernsehen gibt es das ja schon lange nicht mehr. Auch die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender halten immer mehr hinterm Berg. Die aktuelle Kritrik an Jauch und Lanz machen das wieder deutlich.

    Fußball und die Übertragung von Fußballspielen ist in D und vielen anderen Ländern eine „wollmilchlegene Sau“. Egal was geboten wird, viele klicken rein um mitzureden, dabei zu sein und dazu dienen perfekt gestylte Menschen. Auch das aktuelle Moderatoren Paar egal ob im Morgenmagazin oder bei den Abendveranstaltungen ist mir persönlich auch zu seicht. Wer hat aber den Mut wieder Profil zu zeigen?

    Vom ARD Kommentator mal ganz abgesehen (nicht dass wir ihn nicht nur sehen), ich mag ihm nicht mehr zu hören, da auch hier sein Werkzeug, die Stimme allein kein Profil mehr hat und gerade bei den ersten Spielen etliche fachliche Fehler auftauchten – die Griechen haben zum Beispiel einen portugiesischen und keinen spanischen Trainer.

    Positiv in Erscheinung tritt meines Erachtens Béla Réthy – seine Moderation beim verregneten Spiel war auch für meine Laienohren sehr unterhaltsam…
    Stimmen wir beide für mehr Profil?

  5. Hallo Frau Torma,

    mehr Profil? – Da sind wir uns auf jeden Fall einig! Aber was macht das Profil aus?

    Wenn ich mir vorstelle, ich wollte Speakerin werden, dann würde ich damit beginnen, an meiner Sprache, am Ausdruck und an all den anderen Dingen zu arbeiten. Wer will schon für unprofessionell gehalten werden? Die Frage ist nur: Was ist noch professionell – und wann beginnt die Stromlinienförmigkeit? Was raten Sie Ihren Kunden?

    Herzliche Grüße
    Kerstin Boll

  6. Meine Kunden rate ich, dass ihnen die Sache am Herzen liegen muss. Also nicht nur Interesse da sein sollte, sondern Sie wirklich für eine Sache brennen. Dann kommt das Medium! Vor einiger Zeit kam ein junger Geschäftsmann zu mir. In kurzer Zeit beabsichtigt er Videos zu seiner Dienstleistung anzubieten. Als Graphiker, der sich u Digitalfotos spezialisierte, wollte er unbedingt in Videos erklären wie es geht – mit ihm im Mittelpunkt. Anmoderation, Infos rund um die Software etc. Als wir erste Probeaufnahmen machten, wirkte er plötzlich in sich gekehrt, schaut nie und nimmer und für kein Geld der Welt direkt in die Kamera. Als wir im Auswertungsgespräch darauf zu sprechen kamen, gestand er mir, dass er „eigendlich“ gar nicht gern fotographiert oder gefilm wird, schon als Kinde mochte er das nicht. Darauf meine Frage, warum dann Videos mit ihm als Hauptperson? Na weil das doch alle machen und es viele Besucher bringt.

    Mh – alle machen es? Viele Besucher? Als Alternativ empfahl ich ihm, stattdessen eher Tutorials ohne Einblendung seiner Person zu produzieren und siehe da, seine Stimme blühte auf. Aus meiner Erfahrung stellt die Kameraarbeit und alle die Wahrnehmungen, die sich dabei für uns sichtbar werden einen sehr großen rhetorischen Widerstand da. Nicht allen Menschen ist es gegeben, die Kamera zum Freund zu erhalten.

    Ich persönlich vermisse zum Beispiel die Ecken und Kanten des „Titanen“. Den Oliver Kahn des ZDFs hat doch irgend wer die Titanenzähne gezogen….

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