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September 6, 2013

Heimat – wichtig für gute Redner.

Cicero – ich schiele gern mit einem Auge auf seine Worte, sagt zur Heimatfrage:

„Patria est, ubicumque est bene“  „Die Heimat ist dort, wo man sich wohlfühlt.“ Quelle

 

Heimat ist als Begriff und Konzept in der Rhetorik unheimlich wichtig, denn als Argument mit starkem Pathos – also viel Leidenschaft ist gerade zu prädestiniert in der flammende Reden zu halten. Dabei ist gerade hier in Deutschland der Begriff Heimat sehr schwierig zu gebrauchen. Ähnlich wie Patriotismus, Heldentum, Liebe zum Vaterland – scheint der Begriff Heimat fast in Vergessenheit geraten zu sein.

Aus diesem Grund freue ich mich sehr über die Blog-Parade von Katja Wenk – und weil unsere Heimat gar nicht so weit von einander entfernt ist. Zumindest eine meiner verschiedenen Heimatregionen. Die Prignitz liegt gleich neben dem Havelland.

 

Heimat als Gedankenwelt

 

Wenn ich Cicero folge, ist „Heimat da, wo ich mich wohlfühle“ – oh das wären dann unzählbar viele Ort. In den vergangenen Jahren bin ich sehr viel gereist und habe mich an vielen Orten wohlgefühlt. Allein das Wohlfühlen scheint mir zu kurz gegriffen.

Herder scheint da einen anderen Ansatz zu folgen, und diesem stimme ich vollen Herzen zu. Gerade auch als Rhetorikerin – wenn es um das Überzeugen geht:

 

Heimat – Da, wo man sich nicht erklären muß.

Johann Gottfried von Herder (1744-1803), dt. Dichter u. Philosoph

 

Heimat, ist da wo wir uns nicht erklären müssen – das klingt weniger nach einem bestimmten Ort, vielmehr nach einer Redesituation, in der ich mich nicht erklären muss. Mein Gedankengut, meine Verhaltensweisen,

meine Sprechweisen, meine Gesten und meine Worte muss ich in der Heimat also nicht erklären.

 

Heimat als Ort

Heimat als eine Ortschaft, eine Region oder ein Gebiet – das kommt wohl den meisten Menschen in den Sinn, so auch in den vielen Beiträge, die es zum Thema in der Blog-Parade gibt.

So war auch die Prignitz – der Startpunkt – dieser Blog-Parade. Gerade für Redner ist es wichtig, den Heimataspekt genau unter die Lupe zu nehmen. Heimat wodurch drückt sich Heimat aus? Durch Dialekt, Wortwahl und Kenntnis der Umgebung, der Geschichte, der Menschen, der Trampelpfade im Wald? Heimat als Rückzugsort.

Viele Blogger beschrieben Ihre Heimat als Ort– auch als Wahl-Heimat wie es diese Bloggerin tat – leider finde ich keinen Namen auf der Seite. Heimat als Wahl-Heimat: Heimat – man sieht (sie) nur mit dem Herzen gut

Wahl-Heimat – ich wähle mir also den Ort, die Art und Weise des Umgangs, die Sprache, die Region, die Geschichte und damit regiere ich auch dementsprechend auf Anreize – und Überzeugungsstrategien.

In meinen Jahren habe ich einige Menschen getroffen oder aus meiner Heimatregion an anderen Orten erlebt, die sich in Sprache, ja Dialekt, Verhaltensweisen und Erwartungen der Lokalität angepasst haben –bzw. in sie eintauchen. Heimat als Wahl – anders denn Heimat als Geburtsort.

 Heimat ist Sprache sagte Humboldt

In meiner Heimatregion, in der ich aufwuchs und die mich prägte lag immer die Sprache als Dreh und Angelpunkt.


Humboldt – ein Potsdamer, Fontane als geistlicher Vater Effi Briest im Havelland, und la Motte Fouqué gleich hier in Nennhausen.

«Die wahre Heimat ist eigentlich die Sprache. Sie bestimmt die Sehnsucht danach, und die Entfernung vom Heimischen geht immer durch die Sprache am schnellsten.»
Wilhelm Freiherr von Humboldt

 

Sprache ist Heimat für mich. Da wo die Menschen die gleiche Sprache sprechen wie ich, dort fühle ich mich daheim.

 

In den vergangenen Jahren waren das so einige Orte: Atlanta, Tübingen, Hamburg, Potsdam, Leipzig und nun wieder die Stadt in der ich geboren wurde – Rathenow.

In alle diesen Orten war Sprache der große Schwerpunkt – für mich war es Englisch. Heimat ist auch für mich täglich Sprache – denn wir sprechen bei uns daheim 4 Sprachen. Jede Sprache hat eine andere Qualität, eine andere Bedeutung für einzelne Situationen – für Menschen, für Momente. Jede Sprache besitzt dann in diesem Moment eine besondere Überzeugungskraft.

 

Heimat in der Arbeit

In meiner Arbeit – der Rhetorik habe ich ebenso meine Heimat gefunden – sprachlich, gedanklich und in der Arbeit mit Menschen und die Kraft der Sprache, die es ihnen ermöglicht andere zur Handlung anzuregen. Sprache ist Handlung und Humboldt sagte Heimat ist Sprache. Im rhetorischen Ansatz sollte Heimat oder der Gedanke an Heimat, Wahl-Heimat egal ob örtlich oder sprachlich auch immer Handlung mit sich bringen.

Tübingen, genauer der fünfte Stock im Brechtbau, wurde zur Heimat für meine Arbeit und die Menschen, die die Tübinger Rhetorik prägen.

Heimat als wichtiger Beweggrund für Handlung

Wenn sich Redner mit dem Thema Heimat beschäftigen, so lohnt sich die Beobachtung, dass Handlung – egal in welche Richtung – immer durch das Heimatgefühl geprägt wird.

 

Schaffen Sie es als Rednerin oder Redner das Verständnis für Heimat anzusprechen und in Ihrem Sinne zur Sprache zu bringen, so haben Sie einen starken Trumpf in der Hand.

Darum schließe ich diesen Beitrag mit folgendem Zitat:

Heimat ist der Duft unserer Erinnerungen

© Anke Maggauer-Kirsche (*1948), deutsche Lyrikerin, Aphoristikerin und Betagtenbetreuerin in der Schweiz

So freue ich mich über erneute und neue Heimatgrüße.

 

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Rednermacherin - Judith Torma


Judith Torma blogt seit 2007 hier auf dem Rhetorikblog. Als Tübinger Rhetorikerin unterrichtet sie seit 2003 Jahren Führungskräfte in mittelständischen Unternehmen. Hier auf dem Blog verschenkt Sie Rhetoriktipps und freut sich über den Dialog mit Ihren Lesern & Hörern.

Your Signature

  1. Liebe Judith,

    vielen Dank für Deinen Beitrag zu meiner Heimat-Blogparade. Ich habe nur eine kleine Anmerkung/Frage, denn Du schreibst:

    „Viele Blogger beschrieben Ihre Heimat als Ort- auch als Wahl-Heimat wie es diese Bloggerin tat – leider finde ich keinen Namen auf der Seite. Heimat als Wahl-Heimat: Heimat – man sieht (sie) nur mit dem Herzen gut.“

    Darin verlinkst Du auf meinen eigenen Beitrag zur Blogparade („Erdbeersommer und Herbstnebel“) und Caroline Kliemts Beitrag. Mein Name steht ja groß auf der Seite und in der Domain und auch Caroline habe ich namentlich genannt. (Außerdem stehen die Namen ja auch in der Blog-Info bzw. im jeweiligen Impressum.) Ich wunderte mich nur, weil Du schreibst, Du hättest keinen Namen auf der Seite gefunden.

    Liebe Grüße

    Katja

  2. Liebe Katja,

    ich danke für den Hinweis, das habe ich tatsächlich überlesen. Kein Name bezog sich ausschließlich auf Carolines Kliemts Beitrag und auf dem Blog, wo ich den Artikel las, fand ich keinen Namen, jedoch sehr interessante Bilder.

    Danke fürs Nachhaken. Der Prignitz-Beitrag hat mich sehr berührt, denn dort habe ich geheiratet – in meiner Region gab es die Möglichkeit nicht. Vielen Dank für die Blog-Parade, sehr inspirierend.

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