Claudia Frey fragt in Ihrer Blogparade “Stark durch Coaching”:
Wenn ich über diese Frage nachdenke, dann entwickelt in meinem Bauch ersteinmal ein leises Grummeln. Warum? Ganz einfach der Begriff “Coaching” ist ein ungeschützter, ein undefinierter Begriff im deutschen Berufsschungel. Dementsprechend empfinde ich es als schwierig einzugrenzen wer ist nun Coach oder Trainer?
Wenn wir der Definition Wikipedias hier folgen, dann sind Coachings folgender Maßen zu verstehen:
Coaching ist die lösungs- und zielorientierte Begleitung von Menschen, vorwiegend im beruflichen Umfeld, zur Förderung der Selbstreflexion sowie der selbstgesteuerten Verbesserung der Wahrnehmung, des Erlebens und des Verhaltens. Der Coach begleitet den Klienten bei der Realisierung eines Anliegens oder der Lösung eines Problems. Ziel des Coachings im beruflichen Kontext ist vor allem die Verbesserung der Lern- und Leistungsfähigkeit unter Berücksichtigung der Ressourcen des Klienten. Eine enge Definition von Coaching versteht darunter ausschließlich das Coaching von Führungskräften.
Meine Kunden stellen mich oft als Coach oder Trainer vor, wobei mir selbst die Begriffe Rhetorikerin, Beraterin und Dozentin näher stehen. Nichtsdestotrotz beschäftie ich mich in meinem täglichen Arbeitsfeld jedoch mit dem neumodischen Begriff des Coachings. Ich begleitet Einzelpersonen bzw Unternehmen und Verwaltungen dabei eigene Verhaltensweisen zu beoabachten, zu bewerten und wenn gewollt zu verändern.
Nun fragt diese Blog-Parade gezielt auf den Einsatz von Coaching in Krisenzeiten. Versuchen wir also diese Frage näher zu beleuchten. Was haben Unternehmen und Verwaltungen davon in schwierigen wirtschaftlichen Situationen Geld für Verhaltensbeobachtungen auszugeben? Hier meine Sicht der Dinge:
- In Krisensituationen sind viele Menschen bereitwilliger wirklich kritisch auf das eigene Vorgehen und Verhalten zu achten.
- Es gibt in der Regel mehr Zeit für Gespräche und auch weniger Geld, was sich aus wirtschaftlicher Sicht jedoch mit Fördergeldern oder
Zahlungsplänen oder Gewinnbeteiligungen sich meist rasch meistern läßt. - Aus meiner Erfahrung heraus werden neue Strukturen, Techniken und Regeln leichter von leitendenen Angestellten aufgestellt und umsichtiger von Mitarbeitern umgesetzt, wenn die Firma oder die Branche in einer Krise steckt.. Ich denke das liegt daran, dass Kunden und Partner in Krisenzeiten einfach ein anderes, vielleicht ein besseres Miteinander erwarten. Phänomen des “Zusammenrücken” und “Zusammenhaltens”.
- Krisenzeiten sortieren auch immer aus: den Schwachen, den Altbackenen, den Treulosen, den Ohrenabschneider, den Unehrlichen. Wenn wir weniger zum Verteilen haben, dann acht wir doch genau darauf mit wem wir teilen und wir wir teilen.
- In schwierigen Zeiten ist fast schon Tradition sich selbst ersteinmal in Frage zustellen. Ich denke viele Menschen und Unternehmen folgen auch diesem Trend, dieser Tradtion und da setzten Coaching, Beratungen und Schulungen bunter Coloeur immer gut an.
Was nun aber die Rhetorik betrifft, ist sie wie das 1×1 der Mathematik. Wer seine Rhetorik nicht beherrscht, sondern sich beherrschen läßt verrät häufig sehr viel mehr über sich selbst , als er will. Rhetorische Coachings konzentrieren sich häufig ersteinmal auf den Ist-Zustand, definieren dann einen Soll-Zustand und zeigt Wege um diesen zu errreichen. Wenn alles läuft, dann schauen viele Menschen und Unternehmen diesen Weg, denn er kann ja steinig, unbequem und neu sein. In Krisenzeiten jedoch wird es “notwendig”, da die Außenwelt nach neuen Standards und Verhaltensweisen fragt. Besonders das “vir bonus” Konzept wird in Krisenzeiten interessant und erlebt regelmäßig eine Renaissance.
Meine fünf Tipps, um in diesen Zeiten sich selbst ein Stück weit zu coachen sind die folgenden:
- bleiben Sie sich selbst treu
- achten Sie auf Ihre Körpersprache, diese verrät oft mehr als wir wollen
- bereiten Sie sich auf Gespräche und Präsentationen vor allem inhaltlich gut vor und seien Sie für Fragen gerüstet
- “I don’t just use all the brain I have, but all that I can borrow” Woodrow Wilsons Hinweis gilt vor allem jetzt, nutzen Sie Ihr Netzwerk
- behalten Sie Ihre Glaubwürdigkeit bei – Aristoteles folgend ist sie das wichtigste Gut, welches ein erfolgreicher Redner hat.
Ich freue mich auf den Austausch mit meinen Lesern und den anderen Schreibern dieser Blog-Parade.
2 comments to Stark durch Coaching
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Ich glaube auch, dass Krisen Chancen bieten können wichtige und nützliche Veränderungsprozesse zu realisieren. Krisen bringen oft Schwachstellen und Probleme ans Tageslicht die schon zuvor hinderlich oder hemmend für die Produktivität von Menschen oder Unternehmen waren.
Ich bezweifle aber, dass in Krisen mehr Zeit zur Verfügung steht. Häufig ist es doch leider so dass unter dem Eindruck der Krise an Symptomen gewerkelt wird oder beharrlich überkommene Maßnahmen und Anstrengungen verstärkt werden um den Auswirkungen der Krise kurzfristig entgegen zu wirken.
Gerade die so wichtigen und knappen zeitlichen Freiräume, die Reflexion über sinnvolle Veränderungen erst ermöglichen werden in der Krise oft durch Aktionismus weiter reduziert.
Es ist eine Kunst sich, auch in schweren Zeiten, Ruhe und Zeit zum Denken zu nehmen und die will gelernt werden.-
Zeit zur Reflektion – die ist gerade in Krisenzeiten dringend nötig. Verhaltensmuster zu ändern, fällt in extrem Situationen so glaube ich, jedoch leichter als im Alltag. Blinder Aktionismus hilft nie, auch in Krisenzeiten nicht.
Bleibt zu überlegen, wie wir als Dozenten, Coaches etc. Anregungen und Momente des Innhaltens schaffen können, um so den Prozess in Gang zu bringen.
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