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April 1, 2010

Gestern beim Arzt – nichts war positiv

Alle Eltern werde diese Situation kennen. Impfzeit beim Kinderarzt.

Im Grunde genommen ist unser Kinderarzt super sympatisch und wir schwimmen auf der gleichen Wellenlänger. Nur gestern schwapten die Wellen höher als sonst.

Die Grundimpfung unseres Sprößlings stand auf der Tagesordnung. Wir haben unserem Kleinen erklärt, das die Spritzen ihn schützen und er kleine Helfer bekommt, die ihm bei Krankenheiten helfen werden. Die Begrüßung unseres Kinderarztes gestern:

Heute wird es wohl nicht so doll werden. Heute muss ich mal gemein zu dir sein!

Wo bleibt da denn die positive Kommunikation? Wo das Erklären, warum die Imfpungen wichtig und richtig sind?

Aus rhetorischer – strategischer Sicht bauen wir hier mit diesen Worten eine negativ Verbindung auf. „Ich muss gemein sein“ Welches Kind geht denn dann gerne zum Arzt? Viel wichtiger und aus meiner Sicht richtiger ist es dem Kind klar zu machen, dass wir es schützen. Es hilft übrigens ungemein, wenn Mama und Papa mit guten Beispiel vorangehen.

Sicherlich wollte unser Arzt dem Kleinen nur Mut machen, bediente sich aus rhetorischer Sicht jedoch genau des Gegenteils. Viele Worte haben viel Einfluss. Schauen wir doch genau hin.  Bleiben wir für den Moment bei der Rhetorik.

Unser Gehirn kann nur bestimmte Dinge verarbeiten. Kleine Worte wie: NEIN; KEIN; WENIG; verarbeitet unser Gehirn nicht ignoriert unser Gehirn.

Wenn wir also sagen: „Gute Fahrt und baue keinen Unfall.“ – Versteht unser Gehirn im Prinzip – „baue Unfall“. Von hier bis zur selffullfilling prohpecy ist es nicht mehr sehr weit ein kleiner Schritt.

Wenn der Kinderarzt also sagt ich muss gemein sein, dann verbindet unser Gehirn im weitesten Sinne eine negative Verbindung von Arzt und Spritze und Impfung. Auch Forumulierungen wie  „Es wird nicht weh tun.“ erscheinen mit diesem Wissen in einem ganz anderen Licht. Sagen wir jedoch „alles wird gut“, dann wird es das auch. Sonst hören wir Eltern vermutlich hinterher: „Das hat aber doch weh getan.“

Höhren Sie rein, in meine Beiträge zum Positiven Formulieren. Die Macht der Worte wird an solchen Beispielen immer wieder deutlich. Gern gesehen sind auch Kommentare, die eigene Beispiele bringen.

Wer Lust und Laune hat es einmal selbst auszuprobieren, hier einige Standardsätze:

Baue keinen Unfall

Schneide dir nicht in den Finger

Fall nicht hin

Mach die nicht dreckig

Klecker nicht

Sei nicht immer so langsam

Keine Krümel im Auto

Das war gar nicht so schlecht

Das hätten Sie auch besser gekonnt

Das habe ich schon mal besser gesehen

Kommen Sie nicht zu spät

Fahren Sie nicht so schnell

Vergiß nicht anzurufen

Arbeiten sie nicht so viel

Sei nicht so laut.

Mit etwas Übung formulieren Sie bald positive Sätze und vermeiden die kleinen Worte. Die Auflösung zu diesen Standardsätzen gibt es in einigen Tagen, schauen Sie wieder rein.

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Rednermacherin - Judith Torma


Judith Torma blogt seit 2007 hier auf dem Rhetorikblog. Als Tübinger Rhetorikerin unterrichtet sie seit 2003 Jahren Führungskräfte in mittelständischen Unternehmen. Hier auf dem Blog verschenkt Sie Rhetoriktipps und freut sich über den Dialog mit Ihren Lesern & Hörern.

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  1. Oh ja, das ist mal eine nette Begrüßung. Aber da kannst Du unmöglich bei meinem Kinderarzt gewesen sein. Das würde meiner nie sagen.
    Man kann sich tatsächlich nur wundern-aber vielleicht wars auch nur eine rhetorische Rückwärtsrolle nach dem 20. Kind, dem er gut zureden musste. LG Kaddi

    1. Nun es waren mindestens fünf Kids an diesem Tag. Allerdings klang dieser Satz schon wie eine Standartphrase und das empfand ich als sehr traurig.

  2. Hallo Judith, ich schreibe ja neben dem Bützer-Blog noch Artikel für den Baby-Blog bei Edelight. Und auf einen meiner Artikel zur D-Fluorid-Gabe erhielt ich einen sehr genervten Kommentar eines (anscheinend) Arztes. Da ging es um die Ökonomie des Praxisablaufes, der ja ständig optimiert werden müsse und so bleibt wohl keine Zeit für Aufklärung, die ich in meinem Artikel forderte.

    Tja, wenn ich dann sowas lese, denke ich, dass auch keine Zeit für kleine psychologische Eingebungen bleibt. Auch Ärzte sind wohl nur Menschen, aber ich frage mich, ob Gesundheitssystem und Bürokratismus tatsächlich jegliches Engagement für einen doch eigentlich schönen Beruf rauben. Schade. LG Kaddi

  3. Liebe Judith,

    Du hast sicher recht, aber wir nehmen mal ganz strak an, dass der Kleine sich daraus gar nichts gemacht hat, weil er den Sinn der Worte doch noch gar nicht erfassen kann,oder? Bei älteren Kindern wirkt das in der Tat nich gerade ermutigend. 😈 Lg

    1. Hallo Cati, schön, dass du mal wieder vorbeischaust

      nun es waren nicht nur die Worte, sondern vor allem auch die Gestik und Mimik und die wirkt Wunder bei den kleinen Zwergen. Der Gesichtsausdruck und die eingezogenen Schultern und die Hektik, die dann aufkamen, das prägt sich als Gesamteindruck schon ein.

      Wie wäre es mit einem anderen Zenario, in dem wir positiv an das ganze rangehen? Impfungen haben doch einen positiven Ansatz, damit wir leben und das gesund und munter.

  4. 😐 Ich glaube nicht, dass er es beim nächsten Mal noch weiß, wie gesagt, wenn er älter wäre vielleicht. Er kann doch auch noch genauso wenig wissen, was eine Impfung ist und wozu sie gut ist. Nächstes Mal wird er sicherlich genauso unvoreignemommmen sein, wie dieses Mal. 😉

    1. Nun ich hoffe stark, dass beim nächsten mal die Grundstimmung positiver ist und nicht so viel Angst im Raum steht. Was micht an dem Tag störte war wie gesagt die gesamte Haltung und Gereiztheit beim Arztteam. Die Impfung hilft unserem Kleinen ja nur.

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