Die klassische Rhetorik hat sich immer auf den Menschen konzentriert. Einem Gesicht, einer Stimme vertraut und gewußt an wen sich die Zuhörer wenden können.
Moderne Medien verlautbaren häufig die tollsten Enthüllungen aus anonymer Quelle. Der heute Beitrag beschäftigt sich mit der Frage:
Wie vertrauensvoll sind anonyme Quellenangaben?
Das Vir-Bonus-Prinzip habe ich bereits an anderer Stelle erwähnt. Und doch ist es heute noch einmal Mittelpunkt meines Beitrages. Immer häufiger werden Themen via „Flurfunk“, „Stille Post“ und aus „anonymer Quelle“ oder „aus dem Umfeld von“ in den Medien breitgetreten.
Ich frage mich, wie überzeugend sind solche Aussagen? Vor einigen Tagen erst berichtet große Tageszeitungen von den „Gedanken“ zu Guttenbergs, dass er sein Amt zur Verfügung stellt.
So hat Guttenberg gegenüber Freunden und Vertrauten gesagt, dass er an Rücktritt denke.
Gegenüber Freunden und Vertrauten! Was genau wissen wir denn jetzt?
Wie wahrhaftig, glaubwürdig und überzeugend sind Aussagen wie diese? Für mich als Leser stellt sich die Frage „Wie zuverlässig ist diese Aussage?“ Wenig bis gar nicht. Anoyme Aussagen lassen sich nicht bewerten und gewichten und verstoßen damit gegen alles was sonst in der Rhetorik gilt.
Hier eine gängige Definition des Vir Bonus:
Die bereits unter anderem von Quintilian, Cicero und Augustinus artikulierte Idee des Redners als vir bonus (guter Mann), der gebildet, weltklug und moralisch integer sein und dabei immer angemessen, souverän und die Extreme meidend handeln sollte, wurde vor allem in der Neuzeit wieder aufgegriffen. So wurde dieses Idealbild zum Leitbild des höfischen und universitären Umgangs, fand sich später auch im Rednerideal Gottscheds sowie als Modell des gesellschaftlichen Kontakts in Knigges „Über den Umgang mit Menschen“ (das jedoch im 19. und 20. Jahrhundert oftmals auf rein pragmatische Aspekte reduziert wurde) (vgl. Ueding/Steinbrink, 88ff). [Stand:18.06.2010]
- Glaubwüdigkeit
- Mimik & Gestik – den es fehlt ja die Person
- Vergleich mit anderen Aussagen
- Ethik & Moral
ABER – der Hingucker ist erst einmal da. Wir hätte denn nicht auf diese Überschrift geklickt? Wie der jetzt auch noch? Wir lesen, hören und klicken doch immer häufiger bei diesen Wellenschlagenen Überschriften. Umso gefährlich, wenn wir dann nicht nach der Quelle fragen. Viele von uns, besorgen sich Ihre Informationen im Internet, bei Wiki oder anderen online verfügbaren Quellen.
Setzen Sie so gewonnen Informationen in Präsentationen oder Publikationene oder Diskussionen ein, versichern Sie sich immer der Quelle. Nutzen Sie also auch bei Präsentationen, die Ihrer Feder entspringen die Quellenangaben. Gleiches gilt auch für Reden. In nächster Zeit wird ein Rhetorikpodcast dieses Thema genauer unter die Lupe nehmen und Formulierungshilfen für Quellenangaben liefern.
Nun interessiert mich aber auch, wie es Ihnen als Leser geht, wenn Sie anonymisierte Texte lesen bzw. die Quelle der Information nicht bekannt. Wie glaubwürdig erscheint Ihnen dann diese Aussagen? Auf einen befruchtenden Austausch….