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Februar 4, 2011

Webmaster Friday fragt: Du oder Sie

Bereits vor einigen Wochen stieß mir dieses Thema auf. Ich bin wenig überrascht, dass es auch auf diesem prominenten Blog thematisiert wird.

In meiner achtjährigen Dozentenlaufbahn habe ich in der Tat schon die merkwürdigsten Kombinationen erfahren und durchleben müssen.

In der „neuen“ Kombination auch Kunden und potentielle Kunden auf meinem Blog und im Podcast erstmalig kennenzulernen bestätigt sich bei mir immer mehr und mehr die innere Einstellung:

Das “Du” kommt für mich nicht in Frage

Weihnachtsfeiern sind immer wieder gerngesehener Anlaß einander das “Du” anzubieten. Da ich in meiner Dozententätigkeit bereits so einiges erlebt habe, hier meine Sicht der Dinge.

[important]Hier ein älterer Beitrag und meine Antwort[/important]

Das “Du” kommt für mich nicht in Frage

Mit den meisten meiner Kunden, vor allem mit “alten” Kunden, die mir über die 7 Jahre treu geblieben sind, habe ich ein sehr inniges Verhältnis. Sie haben meine Firma und mich wachsen sehen und ich bin bei einigen Firmen fast schon Inventar. Dennoch gibt es eine Grenze, die ich nicht überschreite. Die Grenze des “Du-Landes”. Ein Du läßt sich nicht mehr zurücknehmen und hat manchmal ein “Geschmäckle”. Darauf kann und will ich in meiner Arbeitswelt verzichten.

 

Mein Schlüsselerlebnis

Mein persönliches Schlüsselerlebnis passierte in der 11. Klasse. Wir haben die Schulform gewechselt, hatten jetzt Tutoren und keine Klassenlehrer mehr. Unser Deutschlehrer betrat die Klasse und begrüßte uns nach den Sommerferien mit dem “Sie” und dann unseren Vornahmen. Wir haben das über die 3 Jahre Abitur hinweg alle durchgehalten und die meisten Lehrer meiner damaligen Schule haben sich dem angeschlossen.

Nach fast 10 Jahren Abwesenheit zog ich vor 5 Jahren wieder in meine Heimatstadt. Das ich hier “alten” Bekannten über den Weg laufe, war abzusehen. Oft sind es ehemalige Lehrer. Jetzt als Geschäftsfrau und vor allem als erwachsene Frau und Mutter gefällt es mir sehr viel besser mit “Hallo Judith, wie geht es Ihnen ?” Angesprochen zu werden als “Hallo Judith du hast dich aber rausgemacht.” Auf einer Stadtveranstaltung ist genau das passiert und mein größter Arbeitgeber hier aus der Stadt stand genau neben mir.

Ein Judith mit “Sie” wirkte wesentlich professioneller als ein dahergelaufenes Du.

Wie ein altes Sprichtwort sagt:

Man trifft sich immer zweimal im Leben”

Diesmal war ich sehr froh, dass es im “Sie” Kleid daher kam.

“Du” Varianten und die Folgen

“Du Frau Schmidt zeig doch mal der Frau Torma wo der Seminarraum ist!”

Ein Klassiker, den ich erst letzte Woche wieder gehört habe. So ein grausige Vermischung gibt es immer wieder. Warum nur? Was gewinnen wir aus solchen Formulierungen? In meinen Augen nichts. Es zeigt in der Tat, dass ein persönliches Verhältnis zwischen diesen beiden Mitarbeitern besteht. Allerdings sinkt die Glaubwürdigkeit von Frau Schmidt in meinen Augen.

“Steffen zeigt der Frau Torma die Broschüren und welche Möglichkeiten wir haben.” (Chef zum Auszubildenen) “Ja klar Chefi mach ich”

Oft sprechen Chefs und Vorgesetzte Ihre Auszubildenen mit Vornamen an. Nach alten Knigge Regeln haben die Auszubildenen dann jedoch den Chef und andere Mitarbeiter mit dem Nachnamen anzusprechen. In einem der Fälle erging es mir so, dass über die 3 Jahre der Ausbildung  der Lehrling immer mit Vornamen angesprochen wurde. Dann bin ich meinem Kunden auf einer Messe begegnet. Auch der ehemalige Auszubildene war dabei. Da ich alle am Stand mit Namen kannte, sprach ich sie an und begrüßte Sie ganz herzlich. Nur bei dem jungen Martin fiel es mir schwer, denn ich wußte vom Meister, dass er die Gesellenprüfung mit sehr gut bestanden hatte und in der Firma sehr willkommen war. Allerdings trug er, wie die anderen, kein richtiges Namensschild und der Messerbanner war verkehrt herum. So hatte ich keine Chance ihn passend anzusprechen. Ich habe ihn dann gerade heraus nach seinem vollem Namen gefragt und seit dem auch immer benutzt. Ich habe das Gefühl, dass er innerlich 3 cm gewachsen ist und sich mir ganz anders nähert als zuvor.

Den Chef habe ich übrigens über einer Tasse heißem Kaffee auf die Thematik angesprochen und er hat verstanden, wie wichtig die richtige Ansprache auch und vor allem vor Kunden für die Glaubwürdigkeit des jungen Gesellen ist.

Meine Empfehlung zum “Du” im Beisein des Kunden

In vielen Firmen ist es Tradition sich zu duzen. Das mag für das Klima einer Firma zu träglich oder abträglich sein. Meine Empfehlung ist folgende. Egal wie die Regellung unter den Kollegen ist – vor dem Kunden und allen anderen Externen – also auch vor mir als Trainerin – gilt es die Form zu waren. Konkret bedeutet das:

  1. es eine einheitliche Regellung für alle gibt
  2. keine Ausnahmen zu Neuen/Alten/Auzubis
  3. sobald der Externe im Gespräch ist der Nachname genannt wird
  4. auch private Duzer hier in die “Sie” Regellung eintauchen

Wem empfehle ich also vom “Du” Abstand zu nehmen?

Nicht nur die Ansprache Externen gegenüber ist wichtig. Auch innerhalb einer Firma ist die Wahl der Ansprache besonders wichtig. Was für mich in Ordnung geht, ist der Gebrauch des Vornamens und des förmlichen “Sie”. Hier werden noch immer Grenzen eingehalten – da auch hier das “Sie Arschloch” nicht so leicht über die Lippen gehen und die Wortwahl automatisch eine gehobene bleibt.

Im Besonderen empfehle ich folgenden Menschen vom Duzen am Arbeitsplatz abstand zu nehmen

  1. Chefs
  2. Vorgesetzten
  3. Arbeiteilungsleitern
  4. Leitern von Gruppen/Teams/Projekten
  5. Ausbildern
  6. Dozenten
  7. Verkäufern
  8. Lehrern
  9. Bloggern, die Ihre Kunden auf dem Blog gewinnen wollen
  10. Schreibern in Foren und Netzwerken

Welchen Umgang pflegen Sie?

Ich bin mir bewußt, dass gerade die Blog-Zsene sich sehr gern Duzt und ich gestehe – es stinkt mich an! Nur weil wir hier Schreiben, uns unterhalten und Gedanken austauschen sind wir noch lange keine besten Freunde.

Mich interessiert an dieser Stelle – welchen Umgang pflegen Sie? Hier im Netz, in Foren, auf Netzwerktreffen, in Ihrem Blog vor allem jedoch in Ihrer Arbeit im Umgang mit Auszubildenen, Kollegen, dem Chef und Kunden. Freue mich auf zahlreiche Kommentare und eine Diskussion.

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Rednermacherin - Judith Torma


Judith Torma blogt seit 2007 hier auf dem Rhetorikblog. Als Tübinger Rhetorikerin unterrichtet sie seit 2003 Jahren Führungskräfte in mittelständischen Unternehmen. Hier auf dem Blog verschenkt Sie Rhetoriktipps und freut sich über den Dialog mit Ihren Lesern & Hörern.

Your Signature

  1. Grunsätzlich, schon allein aus Höflichkeitsgründen, sollte das „Sie“ an erster Stelle stehen. Doch es gibt auch Ausnahmen. Bei Twitter erlebe ich es sehr oft, dass geduzt wird.

    Auch ich habe mir oft die Frage gestellt, welche Anredeform soll ich in sozialen Netzwerken nutzen. Bei Facebook stellte ich genau diese Frage, da ich für diesen Kanal keine Entscheidung treffen konnte.

    Die einhellige Meinung war, „Sie“ als Anredeform zu wählen. Und so handhabe ich das auch. Bei Twitter stört mich das Du nicht, bei Facebook nutze ich nur die Sie-Form. Auch im realen Kundenumgang gibt es wenige Kunden die ich duze.

    Ich meine, jeder muss für sich den geeigneten Weg finden, ob Du oder Sie. Ich persönlich reagiere auf das Du nicht abgeneigt, wenn es mir angeboten wird.

    Nette Grüße
    Frank Stachowitz

  2. Naja vor einigen Tagen hab, ich erst einmal geschluckt, als Sie mich bei Twitter gleich duzten, umso mehr freut mich ihr Kommentar.

    Gerade bei Twitter und FB ich nur Menschen, mit denen ich das im offline Leben ebenfalls tun würde. Das Du wird für mich eher aus dem offline Leben in Twitter und FB transportiert – anders herum nicht.

    Wenn ich so darüber nachdenken, dann ist das sicherlich auch eines meiner preußischen Erbgeschichten. Vielen Dank für Ihren Beitrag

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